Paddeln in der Lagune von Venedig

Dieses Jahr hatten wir für unsere Seekajakfahrt ein ganz besonderes Ziel ausgesucht: „die Lagune von Venedig“.

Aufgrund von Terminschwierigkeiten und Krankheit war es nur eine sehr kleine Gruppe - nämlich Hedwig, Peter, Günter und ich – die sich am Sonntag den 4. Mai an der Autobahnausfahrt von Noventa di Piave traf.  Die letzten Kilometer bis Punta Sabbioni auf der Landzunge von Cavallino fuhren wir dann gemeinsam. Unser Ziel war der Campingplatz Miramare, der laut Internetpräsentation an einem Sandstrand direkt an der Lagune lag, ein idealer Platz für Touren im nördlichen Teil der Lagune. Ihn hatte wir als ersten Standort für unsere Seekajakwoche ausgesucht.

Der Platz war gut ausgeschildert und deshalb ohne langes Suchen gefunden. Dann aber wurden unsre Gesichter lang: Statt des erwarteten Sandstrandes an der Lagune breitete sich dort eine abgezäunte Großbaustelle aus. Eine neue Marina für die vielen Motor- und Segelboote wurde gebaut. Wir Paddler hatten wieder einmal das Nachsehen. Auf unsere Frage, wo denn die nächste Einstiegsmöglichkeit für Paddler sei, antwortete man uns an der Rezeption: zwei Kilometer weiter nördlich.

Das war für unser Vorhaben unakzeptabel und so mussten wir unseren Plan, noch ehe wir mit ihm begonnen hatten, schon total umstellen. Also wieder 20 km zurück und um den nördlichen Teil der Lagune herum bis Mestre und etwas südlich davon nach Fusina am Westufer der Lagune. Hier befand sich ein weiterer von insgesamt drei Campingplätzen in der Lagune.

Das Wetter war dunstig mit leichten Wolken. Abends fing es dann auch an zu regnen. Das störte uns allerdings nicht, denn der 10-Tage-Wetterbericht im Internet hatte tatsächlich für diesen Tag noch etwas Regen angekündigt, dann sollte es aber endgültig sonnig werden.

Venedig ist auch bei Regen schön

Es regnete die ganze Nacht durch. Als es am nächsten Morgen immer noch kühl und regnerisch war, sank unser Vertrauen in den Wetterbericht allmählich immer mehr. Wir beschlossen, die Zeit anderweitig zu nutzen und mit dem Vaporetto (Wasser-Omnibus) einen Ausflug nach Venedig zu unternehmen, um die Stadt auf dem Landwege zu erkunden. Gegen Mittag kam dann sogar für etwa zwei Stunden die Sonne heraus, aber dann fing es wieder an zu regnen.

Über Nacht hörte der Regen auf und am Morgen sah das Wetter gar nicht so übel aus. Wir beschlossen, unsere Fahrt mit einer dreitägigen Rundfahrt durch die südliche Lagune zu beginnen. Die Zelte wurden abgebaut und die Boote beladen. Die Autos durften wir am bewachten Zeltplatz zurücklassen.

Ein Frachter passiert den Campingplatz in Fusina

Der Campingplatz Fusina liegt unmittelbar am Canale Malamocco, der eine der drei Laguneneinfahrten, nämlich die zwischen Lido und Pellestrina, mit dem Industriehafen von Maghera verbindet. Es war jedes Mal sehr beeindruckend, wenn ein großer Seefrachter ca. zwanzig Meter vom Ufer entfernt an uns vorbei glitt. Das Ufer bestand aus großen unbehauenen Steinen und war für das Einsetzen der schwer beladenen Kajaks ungeeignet. Wir karrten deshalb die Boote bis in den benachbarten Yachthafen, wo wir an einer Slipanlage einsetzen konnten.

Wir folgten zunächst den Canale Malamocco bei leichter Gegenströmung nach Süden. Wo der Kanal nach Osten zum „Porto di Malamocco“ (Lagunen-Einfahrt) abzweigt blieben wir unbeirrt auf Südkurs und fuhren hinein in die riesige Weite des südlichen Lagunenbeckens. Schon bald war das Ufer auf allen Seite kilometerweit von uns entfernt. Im Osten konnte man die lang gezogene Insel Pellestrina erkennen, im Westen irgendwelche Uferbäume oder –büsche und im Süden verschmolzen Himmel und Meer im Gegenlicht.

unsere Brotzeitinsel

Ca. 3km von der Kanalbiegung entfernt, genau nach Süden, sollte eine kleine, auf der Karte kaum erkennbare Insel sein. Dort wollten wir unsere Mittagspause einlegen. Wir schauten angespannt um uns, konnten aber nur zwei weit entfernt ankernde Fischkutter erblicken. Dann endlich sahen wir etwa 1 km östlich etwas am Wasser, das wie ein Holzstoß aussah. War das die Insel? Hatte uns die einströmende Flut so weit nach Westen verschoben? Da sonst trotz guter Sicht nichts Insel-artiges zu sehen war, paddelten wir hin. Und siehe da, es war eine kleine Insel. Jetzt bei Flut nur ca. 10 m im Durchmesser und an einer Seite durch einen Haufen über einander geworfener, verrotteter Betonbalken verunstaltet. Auf der anderen Seite sah man noch Ziegelsteinreste der in der Karte verzeichneten verfallenen Hütte. Offensichtlich wurde die Insel bei Flut auch öfter einmal überflutet, denn wenige Meter daneben thronte eine ca. 1 Quadratmeter große Holzplattform auf einem in den Boden gerammten dicken Holzpfahl.

allein in der Weite des südlichen Lagunenbeckens

Nach der verdienten Mittagsrast paddelten wir weiter nach Süden, bis wir die Dalben des „Canale di Lio o Allacciante“ erreichten. Dalben sind Dreibeine aus dicken Holzpfählen, die in den Boden der Lagune gerammt werden und die „Canale“ markieren. Canale werden die Fahrrinnen der Lagune genannt, die mehr oder weniger gut gepflegt d. h. ausgebaggert werden und auf denen auch Fischkutter oder Motorboote fahren können. Diesen Dalben folgten wir nun weiter bis Caroman auf der Nordseite der Laguneneinfahrt von Chioggia. Als wir Caroman endlich erreichten, lagen seit dem Verlassen des Canale Malamocco 14 km reine Wasserfläche hinter uns.

Inzwischen war die Flut längst überschritten und das Wasser fiel wieder. Je näher wir der Ausfahrt kamen, um so stärker wurde die Strömung, die unser Vorwärtskommen unterstützte. Wir paddelten die gut zwei Kilometer lange Ausfahrt hinaus ins Mittelmeer und vom Ende des Dammes wieder einen Kilometer zurück an den Strand von Sottomarina, wo wir am Campingplatz Tropical einen schönen, schattigen Platz fanden.

Nachts regnete es wieder etwas und der Wind rauschte in den Bäumen. Am andern Morgen schien aber schon wieder die Sonne und es wehte nur eine leichte Briese. Allerdings war am Meer noch eine deutliche Restdünung des nächtlichen Windes zu spüren.

am Meer von Sottomarina

Da wir für diesen Tag eine Rundtour geplant hatten, konnten wir mit leeren Booten starten. Wir schaukelten mit unseren Kajaks der Küste entlang nach Süden, vorbei an den Hotelbauten von Sottomarina, bis wir die Mündung der Brenta erreichten. Diese fuhren wir dann aufwärts. Da gerade auflaufende Flut war, fuhren wir dabei nicht gegen, sondern mit der Strömung.

Bei Brondolo gingen laut Karte zwei Kanäle ab. Der eine führte direnkt in die große Lagune, der andere in die „Laguna di Lusenzo“ zwischen Chioggia und Sottomarina. Letzteren wollten wir fahren. Als wir an der Schleuse ankamen mussten wir feststellen, dass diese völlig verwahrlost und offenbar nicht mehr in Betrieb war. Umtragen war wegen mangelnder Ein- Ausstiegsmöglichkeiten auch nicht möglich. Notgedrungen fuhren wir also einige Meter weiter zu der anderen Schleuse. Nachdem ein paar freundliche Arbeiter am Ufer den Schleusenwärter durch Rufe und Pfiffe aufgeweckt hatten, öffnete dieser auch das Tor und lies uns einfahren. Der Höhenunterschied betrug nur wenige Zentimeter und so waren wir schnell in der zu dieser Zeit etwas niedrigeren Lagune.

im Hafen von Chioggia

Hier fuhren wir entlang des Ufers, das sich bald in eine Hafenanlage wandelte, nach Osten und bogen dann nach Süden ab, um den südlichen Rand von Chioggia zu erreichen. Zwischen Bootsstegen und Fischereieinrichtungen suchten wir uns den Weg. Wir hatten nun Flut und bei der zweiten Brücke waren die höchsten Bögen gerade noch bequem für uns passierbar.

Hinter der Brücke bogen wir in die Stadt ein, verpassten allerdings den Altstadtkanal und fuhren nur durch das „Gewerbegebiet“. Mangels Ausstiegsmöglichkeit hielten wir unsere Mittagsrast auf der Slipanlage einer kleinen Schiffswerft. Anschließend ließen wir es uns allerdings nicht nehmen, auch noch den parallel verlaufenden Altstadtkanal zu befahren. Chioggia ist ähnlich wie Venedig auf Inseln gebaut, die von Kanälen durchzogen werden und war, bevor es von Venedig annektiert wurde eine selbständige Seerepublik. Es ist eine sehenswerte Stadt mit einer pittoresken Altstadt, aber eben nicht so groß, prunkvoll und berühmt wie Venedig.

in der Altstadt von Chioggia

Durch den „Porto di Chioggia“ (Laguneneinfahrt) erreichten wir wieder das Meer und den Strand vor unserem Zeltplatz.

Am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück nach Fusina. Da wir nicht zweimal die gleiche Route fahren wollten, paddelten wir diesmal auf der Lagunenseite entlang der Insel Pellestrina nach Norden. Der Kanal führt stets in unmittelbarer Nähe des Ufers entlang und folgt genau dem Küstenverlauf. Fischerdörfer säumten das Ufer. Auf der Lagunenseite des Kanales sahen wir, speziell im südlichen Teil, immer wieder Pfahlbauten der Fischer. Manche mit einer ordentlichen Hütte, andere nur mit einer einfachen Plattform auf der alle möglichen Geräte wild auf einander getürmt und festgebunden waren.

eine der Pfahlbauten vor Pellestrina

Bei unserer Mittagspause am Südzipfel des Lido – wieder auf einer verfallenen Slipanlage – sprachen wir mit einigen Arbeitern, die uns glaubhaft versicherten, dass die Lagune von hier bis Fusina hinüber für Kajaks überall tief genug wäre. Also hielten wir uns nicht an die krumm verlaufenden Kanalmarkierungen und fuhren direkt auf die schon sichtbare Insel Fisolo zu. Dort änderten wir unseren Kurs etwas weiter nach Norden ab und paddelten quer über die Lagune in Richtung der Industrieanlagen von Maghera.

Wir kamen auch ziemlich genau in Fusina an und gingen im Yachthafen an Land.

Schon unterwegs war uns eingefallen, dass wir am Morgen beim Bezahlen des Campingplatzes unsere Ausweise nicht zurück bekommen hatten. Sofort nach der Ankunft in Fusina riefen wir in Sottomarina an und vereinbarten, dass wir die Ausweise per Auto holen würden. Nach der notwendigen Reinigung unter der Dusche fuhren also Günter und ich zurück nach Sottomarina und holten die Ausweise. Die Besitzerin entschuldigte sich vielmals, dass sie nicht daran gedacht hatte, aber was soll´s, letztendlich ist man für seine Sachen selbst verantwortlich.

vor San Marco

Tags darauf setzten wir mit den Autos und natürlich der Fähre nach San Nicola am Nordende des Lido um. Hier liegt ein kleiner, weitgehend unbekannter Campingplatz, den wir im Internet entdeckt hatten.

Am Nachmittag paddelten wir dann noch in die Stadt und erkundeten den Canale Grande und einige Seitenkanäle vom Boot aus. Auf den Hauptkanälen und vor allem im Becken vor San Marco war viel Verkehr mit Schiffen aller Größen und den unterschiedlichsten Verwendungszwecken. Die Wellen kreuzten sich und es schwabbelte ordentlich. Am Canale Grande war zwar auch dichter Verkehr, da aber alle nur langsam fuhren, war das Wasser eher ruhig. Und auf den Seitenkanälen störte keine Welle den Wasserspiegel. Dafür roch es mitunter etwas streng.

in einem Seitenkanal

Es war schon ein Erlebnis der besonderen Art, die Stadt so im Boot zu erkunden. Auch wenn wir zwischendrin einmal in eine Sackgasse gerieten in der wir nicht mehr weiter kamen und auch mit unseren langen Booten nicht mehr umdrehen konnten. Was soll´s, da fuhren wir eben rückwärts wieder dahin, wo wir her gekommen waren.

Wie fast überall in der Lagune von Venedig gibt es auch beim Campingplatz San Nicola keine wirklich gute Anlandemöglichkeit für Paddler. Jetzt bei Flut ging es an einer schmalen Treppe direkt vor dem Campingplatz ganz gut – vorausgesetzt, dass nicht gerade ein Schiff vorbeifuhr. Das wurde leider Günter zum Verhängnis. Als er gerade mitten beim Aussteigen war, zischte ein Motorboot um die Ecke. Die Wellen des Bootes waren schneller da als Günter aussteigen konnte. Mit den Füßen noch im Boot, aber bereits aufgerichtet schaukelte er samt Boot gut einen halben Meter auf und ab. Um nicht ins Wasser zu fallen krallte er sich instinktiv mit den Händen an der Treppe fest. Leider hat er dabei mit einer Hand in eine scharfkantige Muschelschale gegriffen und sich böse verletzt.

Zwar wurde er am Campingplatz von einer freundlichen Dame fachmännisch versorgt und verbunden, aber der „Paddel“-Urlaub war für ihn nun zu Ende. Und da Heck das „Geschwabbel“ in den größeren Kanälen nicht recht behagte, blieben nur noch Peter und ich als Aktive übrig.

Wir wussten, dass am Sonntag, den letzten Tag unseres Aufenthaltes in der Lagune, die Vogalonga – eine Art „Boots-Volkswandertag“ – stattfand, hatten aber ursprünglich nicht vor an dieser Massenveranstaltung teilzunehmen. In Fusina hat uns dann ein Innsbrucker Paddler so begeistert von dieser Veranstaltung erzählt, dass wir unsere Meinung änderten und beschlossen daran teilzunehmen.

Dazu mussten wir am nächsten Vormittag (Samstag) mit dem Vaporetto nach Venedig übersetzen um uns anzumelden und die Startnummern zu holen. Nach Günters Missgeschick am Vorabend blieben nur noch Peter und ich für eine Teilnahme übrig. Wir bekamen die Nummern 1241 und 1243. Da wir beide am nächsten Tag noch genug paddeln würden, beschlossen wir, zusammen mit den beiden Anderen einen gemütlichen Rundfahrtag im Vaporetto (Lido – Venedig – Murano – Lido) einzulegen.

die Boote sammeln sich im Becken von San Marco

Am nächsten Morgen standen wir schon um 6 Uhr früh auf und machten uns fertig. Kurz nach ½ 8 bestiegen wir unsere Kajaks und paddelten zum Markusplatz. Im Becken davor sammelten sich bereits die Boote. Alles war vertreten: Kajaks, Gondeln, Ruderboote, Drachenboote, sogar ein Tretboot. Im Lautsprecher wurde durchgegeben, dass an dieser 34. Vogalonga 1600 Boote mit 6000 Personen teilnahmen. Viele Boote waren geschmückt, viele Teilnehmer kostümiert, alle fuhren durcheinander und warteten auf den Start. In all diesem Durcheinander trafen wir unsere Vereinskameradin Karin, die mit einer Gruppe des BKV hier war.

ein Mannschaftskanadier mit römischen Legionären

Punkt 9 Uhr wurde vor San Giorgio die Startkanone abgefeuert und die Kirchenglocken fingen an zu läuten. Die Kolonne setzte sich in Bewegung. Man hatte uns vor dem Gedränge auf den ersten Kilometern gewarnt, deshalb ließen wir den Großteil – und hier vor allem die schnellen Ruderboote – erst einmal losfahren, bevor wir uns mit dem letzten Drittel gemütlich auf die Strecke begaben. Bei der Vogalonga findet keine Zeitmessung statt, es kommt nur darauf an teilzunehmen und die ganze Strecke, immerhin 30 Kilometer, zu paddeln bzw. zu rudern. Trotzdem gibt es natürlich auch viele ehrgeizige Teilnehmer, die unbedingt zeigen wollen, wie schnell sie sind.

ein Drachenboot mit einer Besatzung aus San Erasmo (Laguneninsel)

Obwohl wir jetzt mit den weniger Ehrgeizigen unterwegs waren wurde es schon bei der Umfahrung von San Elena, der Südostecke Venedigs, immer wieder eng, da jeder die Innenkurve fahren wollten. Besonders die Ruderboote stellten sich als ziemlich störend heraus, da sie schwer manövrierbar sind und die Sicht des Steuermannes durch seine vor ihm sitzenden rudernden Kollegen eingeschränkt ist. Ganz schlimm waren die Ruderboote ohne Steuermann. Wir mussten immer wieder gut aufpassen, um nicht überrollt zu werden.

In einer sich immer mehr in die Länge ziehenden Schlange paddelten wir bei mehr oder minder starkem Gegenwind den schmalen Kanal entlang der Insel Erasmo nach Nordosten. Am Kai des Dorfes San Erasmo begrüßte uns ein Blaskapelle mit schmissiger Musik.

das Feld zieht sich in die Länge

Etwas später blieben wir im Schutz der Ufermauer stehen und machten im Boot Brotzeit. Da meine Tagesluke hinter dem Sitz angebracht ist, tue ich mich immer schwer, selber etwas daraus zu entnehmen. Ich bat also Peter, mir meine Brotzeit herauszuholen, da ich sie „hinten drin“ hätte. Peter kramte lange herum um dann festzustellen, dass da beim besten Willen keine Brotzeit zu finden wäre. Na ja, dann hatte ich sie wohl am Campingplatz liegen lassen. Ich hatte ja einige Fruchtriegel dabei, die würden schon reichen. Hauptsache das Wasser ging nicht aus. Davon hatte ich zwei Literflaschen vor mir am Verdeck.

Wir umrundeten Burano und sahen rechts in einiger Entfernung die Kirche von Torcello. Im Kanal von Mazzorbo waren viele Bootsbesatzungen ausgestiegen um Brotzeit zu machen. Die überholten wir nun, wodurch wir in der Vogalonga-Schlange plötzlich wieder deutlich weiter vorne lagen.

nach der Umrundung von Burano geht es wieder zurück in Richtung Murano - Venedig

In Murano paddelten wir noch durch den Hauptkanal und dann ging es schnurstracks auf die Westseite von Venedig zu. Durch den Canale Canaregio sollte es dort in den Canal Grande und weiter zum Ziel nahe dem Markusplatz gehen.

An der Einfahrt zum Canale Canaregio stauten sich die Boote. Es war uns unklar, warum es auf einmal stockte. Erst als wir uns weiter vor gearbeitet hatten, erkannten wir den Grund. Eine Bogenbrücke engte den Kanal auf vielleicht 5 m Breite ein und hier verkeilten sich die Boote immer wieder so in einander, dass es weder vorwärts noch rückwärts ging. Die Besatzungen der verkeilten Boote arbeiteten mit aller Kraft um die Verklemmung wieder zu entwirren. Dabei wurden sie von den Zuschauern auf der Brücke und am Ufer angefeuert. Wenn dann wieder einmal ein „Durchbruch“ gelang, dann jubelten die Zuschauer begeistert. Es dauerte aber nicht lange, dann wiederholte sich das Spiel von neuem.

Einfahrt in den Canale Canaregio: Was ist denn da vorne los?

Ich versuchte, mich möglichst unbeschadet am Ufer vorzuarbeiten. Als ich schon kurz vor der Brücke war, wurde ein kleineres Ruderboot  quer zur Fahrtrichtung eingeklemmt. Es dauerte eine ganze Weile, bis das eingeklemmte Boot von den anderen Booten wieder zurückgeschoben werden konnte. Das eingeklemmte Ruderboot kam neben mir zu liegen und ich hörte wie einer der Insassen beleidigt in seinen Bart brummt, die Leute sollten doch nicht so hektisch sein. Dabei vergaß er ganz, endlich durch die nun freie Brücke zu fahren. Schnell zog ich an ihm vorbei und war durch. Ob das Ruderboot noch einmal eingeklemmt wurde, oder doch noch rechtzeitig durchgefahren war, habe ich nicht mehr mit bekommen.

Von Peter keine Spur. Wir hatten uns im „Nahkampf“ verloren und ich wusste nicht, ob er vor mir, oder hinter mir war. Vorsichtshalber wartete ich an der Einmündung in den Canal Grande noch eine Weile, dann paddelte ich langsam weiter zum Markusplatz, wo ich von einem Ponton herab „Urkunde und Medaille“ ausgehändigt bekam. Gleich dahinter traf ich Peter wieder. Er hatte es auf der anderen Kanalseite probiert und war schneller durchgekommen.

die Ca´ d´Oro am Canal Grande gilt als schönster gotischer Palast Venedigs

Wir paddelten wieder zurück nach San Nicola. Als ich mein Boot am Campingplatz ablegte und die Tagesluke öffnete lag da meine unberührte Brotzeit. Als ich Peter fragte, wie er die denn nicht finden konnte, erzählte er mir, dass er die Ladeluke geöffnet und dort gesucht hatte. Jetzt war mir auch klar, warum er so lange herumgewerkt hatte, denn die Neoprenabdeckung unter dem Lukendeckel ist von einem schwimmenden Kajak aus sicher schwer aufzuziehen.

Wir mussten beide herzlich lachen.

Und damit war unsere Paddeltour zu Ende, denn am nächsten Tag fuhren wir heim. Zumindest Günter und ich. Peter und Heck platzte am Tauernpaß ein Reifen ihres Wohnanhängers. Sie kamen deshalb erst einen Tag später in Burghausen an.

 

Bericht und Fotos: Helmut Hacker
zu dieser Fahrt existiert auch eine eigene Bildersammlung