Alles klar zum Kentern
Doch so richtig paddelt erst, wer die Eskimorolle beherrscht: Sich also komplett kentern lassen kann, um sich auf der anderen Seite wieder aufrichten. Dazu ziehe ich eine sogenannte Spritzdecke über, richtig eng liegt die am Körper an. Dann schnüre ich mich regelrecht ein in das kleine Boot, kein Wasser kann mehr ins Innere gelangen. Eine Art "Reißleine" an der Spritzdecke soll dafür sorgen, im Notfall schnell genug aus dem Boot zu kommen. Ganz wohl ist mir aber trotzdem nicht.
Nur Mut: Zuerst soll ich mich einfach am Beckenrand kentern lassen, dann daran wieder aufrichten. Damit mir kein Wasser in die Nase läuft, bekomme ich eine Klammer aufgesetzt. "Wichtig ist der Hüftknick", sagt Fabian. "Der Kopf soll dabei als letztes aus dem Wasser." Als der Übungsleiter zufrieden mit mir ist, drückt er mir ein Paddel in die Hand. Eng soll ich es auf der Seite führen, auf der ich mich kippen lasse. "Wenn du unter Wasser bist, drehst du es einfach so von dir weg, dass du dich samt Boot wieder aufrichtest." Danach zeigt er mir den Bewegungsablauf ein paar Mal, ich versuche ihn mir gut einzuprägen. "Eigentlich ist damit gar kein großer Kraftaufwand verbunden", meint Fabian. "Einfach ruhig der Bewegung folgen."
Leichter gesagt als getan: Kaum unter Wasser, sind alle Anweisungen vergessen. Panisch rühre ich mit meinem Paddel wie mit einem großen Löffel. Wegdrücken? Heranziehen? Gut, dass Fabian neben mir steht und das Paddel an meiner Stelle führt, so dass ich wider Erwarten doch noch auftauche. Auch beim zweiten und dritten Versuch will es aus eigener Kraft nicht recht klappen. Schnell merke ich, dass man für die Eskimorolle einen langen Atem braucht. Im wahrsten Sinne.
"Die wenigsten kriegen es gleich nach den ersten Versuchen hin", gibt auch Fabian zu. Aber hartnäckig bleiben lohnt sich: Fabian zeigt Fotos von den Ausflugsfahrten, die die Süßwasser-Eskimos im Sommer machen. Denn das intensive Naturerlebnis gehöre genauso zum Paddeln wie die Freude am Sport selbst. Und eine starke Gemeinschaft: "Besonders während der Jugendfahrten ist immer viel geboten", erzählt der Marktler. Oft geht es in die Alpen, aber auch in Frankreich waren die SVW-Paddler schon mehrmals. "Paddelsport ist eben Motorsport", meint Fabian und lacht. Klar gehe das ins Geld, Paddeln ist kein billiger Spaß: An die 1000 Euro kostet allein ein Boot. "Doch zum Ausprobieren stellt es der Verein zur Verfügung", sagt Fabian. Und das Glücksgefühl, wenn die erste Rolle gelingt, ist unbezahlbar.
Die SVW-Paddler trainieren während der Wintermonate immer montags von 19 bis 20.30 Uhr im Hallenbad. Im Sommer wird am Wöhrsee geübt, und zwar dienstags ab 18 Uhr. Ende April organisieren die Paddler wieder einen Kurs für Anfänger, erster Termin ist der 16. April. Infos unter www.paddeln.sv-wacker.de.
Aus dem Burghauser Anzeiger vom 31.03.2012