Alles klar zum Kentern

Teil 2 der Anzeiger-Serie: Bei den Süßwasser-Eskimos der Paddelabteilung des SV Wacker − Wintertraining im Hallenbad

Paddel-Lehrer Fabian Fraundorfer erklärt PNP-Stipendiat Johannes Geigenberger im Übungsbecken des Burghauser Hallenbads wie er das Paddel halten soll. − Fotos: Grebler

Im Landkreis Altötting weniger populäre Sportarten stellt der Anzeiger in einer neuen Serie vor. Als Testpersonen fungieren jeweils Mitarbeiter der Heimatzeitung. In der zweiten Folge hat sich PNP-Stipendiat Johannes Geigenberger bei der Paddelabteilung des SV Wacker versucht:

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Von Johannes Geigenberger

 Voll von der Rolle: Kentern, abtauchen, hochziehen. Immer wieder, immer Montags: Während der Wintermonate übt die Paddelabteilung des SV Wacker Burghausen im Hallenbad. Das Sprungbecken ist fast zu klein für das gute Dutzend Paddler, das sich dort dann tummelt. Doch das Training ist ohnehin lediglich "Trockenübung" für die Fahrten im Sommer, die ins Gebirge führen.

 Denn damit es auf große Tour gehen kann, muss die Grundtechnik sitzen. "Nimm das Paddel so über deinen Kopf, dass deine Arme im rechten Winkel stehen", erklärt Fabian Fraundorfer. Der rothaarige Jugendwart und BKV-Übungsleiter ist schon seit einigen Jahren begeisterter Paddler. Er korrigiert nochmal meine Handstellung, dann kann ich ins Boot steigen. Fabian schiebt mich ins Wasser: ein Schlag links, einer rechts, schon geht es vorwärts. Nach einigen Minuten klappen auch die Wendemanöver schon ganz passabel.

Erste Schritte: überwinden...
...abtauchen...
... und hochziehen.

Doch so richtig paddelt erst, wer die Eskimorolle beherrscht: Sich also komplett kentern lassen kann, um sich auf der anderen Seite wieder aufrichten. Dazu ziehe ich eine sogenannte Spritzdecke über, richtig eng liegt die am Körper an. Dann schnüre ich mich regelrecht ein in das kleine Boot, kein Wasser kann mehr ins Innere gelangen. Eine Art "Reißleine" an der Spritzdecke soll dafür sorgen, im Notfall schnell genug aus dem Boot zu kommen. Ganz wohl ist mir aber trotzdem nicht.

 Nur Mut: Zuerst soll ich mich einfach am Beckenrand kentern lassen, dann daran wieder aufrichten. Damit mir kein Wasser in die Nase läuft, bekomme ich eine Klammer aufgesetzt. "Wichtig ist der Hüftknick", sagt Fabian. "Der Kopf soll dabei als letztes aus dem Wasser." Als der Übungsleiter zufrieden mit mir ist, drückt er mir ein Paddel in die Hand. Eng soll ich es auf der Seite führen, auf der ich mich kippen lasse. "Wenn du unter Wasser bist, drehst du es einfach so von dir weg, dass du dich samt Boot wieder aufrichtest." Danach zeigt er mir den Bewegungsablauf ein paar Mal, ich versuche ihn mir gut einzuprägen. "Eigentlich ist damit gar kein großer Kraftaufwand verbunden", meint Fabian. "Einfach ruhig der Bewegung folgen."

 

 

 Leichter gesagt als getan: Kaum unter Wasser, sind alle Anweisungen vergessen. Panisch rühre ich mit meinem Paddel wie mit einem großen Löffel. Wegdrücken? Heranziehen? Gut, dass Fabian neben mir steht und das Paddel an meiner Stelle führt, so dass ich wider Erwarten doch noch auftauche. Auch beim zweiten und dritten Versuch will es aus eigener Kraft nicht recht klappen. Schnell merke ich, dass man für die Eskimorolle einen langen Atem braucht. Im wahrsten Sinne.

 "Die wenigsten kriegen es gleich nach den ersten Versuchen hin", gibt auch Fabian zu. Aber hartnäckig bleiben lohnt sich: Fabian zeigt Fotos von den Ausflugsfahrten, die die Süßwasser-Eskimos im Sommer machen. Denn das intensive Naturerlebnis gehöre genauso zum Paddeln wie die Freude am Sport selbst. Und eine starke Gemeinschaft: "Besonders während der Jugendfahrten ist immer viel geboten", erzählt der Marktler. Oft geht es in die Alpen, aber auch in Frankreich waren die SVW-Paddler schon mehrmals. "Paddelsport ist eben Motorsport", meint Fabian und lacht. Klar gehe das ins Geld, Paddeln ist kein billiger Spaß: An die 1000 Euro kostet allein ein Boot. "Doch zum Ausprobieren stellt es der Verein zur Verfügung", sagt Fabian. Und das Glücksgefühl, wenn die erste Rolle gelingt, ist unbezahlbar.

 

 Die SVW-Paddler trainieren während der Wintermonate immer montags von 19 bis 20.30 Uhr im Hallenbad. Im Sommer wird am Wöhrsee geübt, und zwar dienstags ab 18 Uhr. Ende April organisieren die Paddler wieder einen Kurs für Anfänger, erster Termin ist der 16. April. Infos unter www.paddeln.sv-wacker.de.

Aus dem Burghauser Anzeiger vom 31.03.2012